von Petra Falkenbach
•
13. Februar 2020
Keine Sorge, ich ziele nicht auf alles und jeden, der/die mir vor die Linse kommt. Ich höre gerne erst einmal zu, wenn mir voller Euphorie ein Interesse an Kontaktaufnahme bekundet und zuteil wird. Spüre ich doch aber in sekundenschnelle, ob es sich dabei um einen Nimmling oder Gibling handelt. Steckt da ein ernst gemeintes Interesse an mir als Person, oder geht es darum, meine positive Energie oder/und mein berufliches Wissen abzusaugen? Dafür bedarf es kein tief greifendes, psychologisches Studium, mehr aber doch mein gesundes Bauchgefühl. Mein Kompass, der mir immer ein verlässliches Signal sendet. Die ersten Sätze meines Gegenübers sind dabei entscheidend und von enormer Wichtigkeit. Denn darin befindet sich der höchste Wahrheitsgehalt. Dies gilt übrigens für berufliches, als auch für das private Kennenlernen. Hier höre ich sehr aufmerksam und gut zu! Was ist die Botschaft? Nährt es mich, oder leert es mich? Kann mein Gegenüber ebenso zuhören? Ist es ein Dialog oder ein Monolog? Gibt es Forderungen, Erwartungen, mitgeteilte Bedürfnisse? Der nächste wichtige Punkt, das Decodieren der Kommunikation. Sender und Empfänger, Sachohr oder Beziehungsohr! Obacht! Hier ist die Krux. Wenn ich mich auf die emotionale Ebene begebe, weicht mein Hirn und Herz möglicherweise vom sachlichen Inhalt ab. Herz über Kopf? Ach herrje...das kann schon mal alles ganz schön durcheinander wirbeln! Autsch! Einem Nimmling mit seiner charmanten, taktischen Art und manipulativen Kalkül auf den Leim gegangen! Dennoch sind im beruflichen Kontext Sympathie, Persönlichkeit und Chemie von entscheidender Wichtigkeit in der Zusammenarbeit. Authentizität, Loyalität, Verbindlichkeit und Treue dem Team/Partner gegenüber, Ehrlichkeit und Empathie sind die Merkmale. Als ich mit jungen 17 Jahren bereits ein Team von 25 Kolleg*innen vertretungsweise leiten musste, schenkte mir mein Chef damals ein enormes Vertrauen, den Glauben an mich und meine Fähigkeiten. Hatte ich in ihm doch einen starken Mentor, Wegbegleiter, Zuhörer, Förderer und Forderung. Es wurde viel von mir abverlangt. Stand er aber auch immer mit ganzer Kraft hinter mir. Vor missgünstigen, neidigen und feindseligen Kolleg*innen schützte er mich und ich lernte, die Ellenbogen einzusetzen und auch mal harte Kante zu zeigen. Hinfallen und wieder aufstehen. Zuckerbrot und Peitsche. Ein auf und ab. Schweiß, schlaflose Nächte, Tränen der Freude und des Kummers. Genau das, was ein 17- jähriges Mädchen braucht. Ich wäre gerne einmal liegengeblieben. Heute weiß ich, dass das immer wieder aufstehen und der ruppige, raue Wind von allen Seiten genau richtig für meine Entwicklung war. Dies lies meine persönlichen Wurzeln tiefer in die Erde wachsen und gab mir Stabilität. Ich lernte schnell, dass es besser ist, Windmühlen statt Mauern im Sturm zu bauen. Brücken statt Grenzen, bis heute. Mut, Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Vertrauen ins Leben und Tun und daran wachsen. Mal geht's bergauf, mal bergab. Aber, es kann nicht dauernd regnen. Irgendwann hört der Regen auf. Ein langer Lernprozess. Trotzdem ist es weiterhin meine tägliche Aufgabe, den Balanceakt der vielen Begegnungen mit Selbstfürsorge, achtsam und grenzbewahrend und dennoch offen zugewandt zu (be)achten und zu betrachten. Aus meinen Lebens- und Berufsjahren in den unterschiedlichsten Branchen ist dann ein schöner bunter Strauß geworden. Ich suchte immer den Kontakt zu Menschen, die es besser konnten als ich, oder einfach gut waren, indem was sie taten und bis heute tun. Meine Dozentin in der Sporttherapie Ausbildung pflegt bis heute einen guten Kontakt zu mir, obwohl ich einer der schlechtesten Lehrproben meines Kurses abgeliefert hatte. Warum macht sie das? Das zeigt mir wieder ganz deutlich, was wirklich zählt und wichtig ist. Mensch sein! Mentoren haben mich inspiriert und ich habe mich einfach an deren Fersen gehängt. Aber immer in Gegenleistung. Ich habe immer etwas zurückgegeben. Das ist meine Definition von Erfolg! In der Touristikbranche klemmte ich mir mein Laptop unter meinen Arm und stapfte mit Herzklopfen in ein nahe gelegenes Reisebüro. "Guten Tag, Sie haben die Buchung Software, die ich brauche und ich habe die Kunden! Kommen wir zusammen? Ja, klar!" In der Gesundheitsbranche nahm ich Kontakt zu einem Zeitungsverlag in Köln auf: "Ich habe wenig Geld, kann ich sie für eine Anzeige in der Zeitung im Ausgleich massieren? Prima!" Praxis in der Kölner Südstadt: "Ich habe keine Praxis, aber Kunden, ein gutes Netzwerk und ich gebe ihnen einen Teil meines Honorars! Kann ich ihren Raum mitnutzen? Passt!" Meine Unternehmensberaterin zu Beginn meiner Selbstständigkeit war nicht gerade günstig, aber es stellt sich im Laufe der Jahre heraus, dass sie jeden Penny wert ist. Heute trainiere und schule ich neue Kolleg*innen im Massageteam und nehme diese mit viel Herzblut an die Hand. Auf Augenhöhe, mit Respekt, Achtung und immer, wenn möglich in einer Interaktion, nie belehrend. Die "jungen Wilden" können was und brauchen nur einen kleinen Leitfaden, ein Finetuning, gute Inklusion, Willkommenskultur und einen Input für das Setting und die gelebten Standards des Hauses. Mehr nicht. Willkommen an Bord! Fair bleiben und immer da, wo ich gerade bin, habe ich den Hut meiner Partner und Kooperationen auf. Nicht Fremdfischen im Gewässer des anderen. Einzelkämpfer war ich nie und will es auch nicht sein. Diese haben es meiner Meinung nach mittel- und langfristig sicherlich schwerer. Unfaire Chefs und humanitäre Ausbeute hatte ich wahrlich genug zu spüren bekommen. Heute kündige ich in guter Selbstfürsorge direkt, ohne Wenn und Aber. Auch verließ ich eine fast unkündbare feste Anstellung nach 26 Jahren in einem großen Konzern. Während meiner Studienzeit fuhr ich Taxi, verkaufte Brötchen an der Tankstelle, ging putzen, wenn es finanziell eng wurde. Die Butter war also immer auf dem Brot. Dieses Wissen an Erfahrung lassen mich heute gelassener leben und arbeiten. Negative Erfahrungen mit Wegbegleitern lehren mich nicht gescheitert zu sein, sondern gescheiter zu werden. Narben bleiben, sie werden aber blasser. Ich halte zudem recht wenig von Business Stammtischen und Netzwerken. Es sei denn, es ist im gegenseitigen Interesse und Austausch spürbar. Nachdem nämlich jeder seine Visitenkarten und Flyer im eigenen Nutzen verteilt hat, lösen sich diese Treffen in der Regel doch meist recht schnell wieder auf. So meine Wahrnehmung. Ähnlich wie nach einer Verlosung bei einer Feier. Heute gehe ich immer noch lieber direkt in die Chefetagen und klopfe dort direkt an. Mehr wie ein Nein kann es nicht geben und ich operiere nie am offenen Herzen. Übrigens nehme ich als Coach, unter anderem gelistet bei Xing, ein Honorar für Beratung, Consulting und Wissensweitergabe, denn mein Wissen ist echtes Geld wert, ohne die Zeit, die ich mir zudem dafür nehme! "Petra, kannst du mal nach den Flügen schauen, Petra kannst du mich mal massieren? Ich stelle mich gerne auch als Model zur Verfügung. Wie war das eigentlich so mit deiner Veränderung und den Blick über den Tellerrand und das Verlassen der Komfortzone?" "Ich bin nicht billig, gerne berate und behandle ich dich, lass uns einen Termin machen und bring Zeit mit!" Sollte jemand dann große Augen machen und kurz sprachlos schlucken, frage ich: "gehst du umsonst arbeiten?" Ein klares Nein! Zumindest lese ich es in der Gedankenblase. Vorsicht! Es könnte vielleicht doch der Bogen des Pfeiles gespannt sein. Über die Qualität des Zieles und des Treffens entscheidet dann eben doch immer mein Gegenüber mit! Happy Valentine - das ganze Jahr!